Satyr



Satyr


Inventar Nr.: Br 795
Bezeichnung: Satyr
Künstler / Hersteller: unbekannt
Datierung: 300 - 100 v. Chr.
Objektgruppe: Statuette / Kleinplastik
Geogr. Bezug: Griechenland
Material / Technik: Bronze
Maße: 20,3 cm (Höhe)


Katalogtext:
Seit dem 3. März 2020 befindet sich diese hellenistische Bronzestatuette eines Satyrn wieder in Kassel. Sie war vorher von den Staatlichen Museen zu Berlin als eines von vielen Objekten verwaltet worden, die unter dem Namen „Fremdbesitz“ zusammengefasst werden.
Wahrscheinlich befand sich die Statuette schon seit 1941 in Berlin, denn eine Liste von Erwerbungen „für die Staatlichen Kunstsammlungen Kassel“ vom 6. Januar 1942 führt sie mit der Bemerkung „z. Zt. in Restaurierungs-Werkstatt des Berliner Museums“.
In Paris erworben hatte das Objekt am 9. September 1941 Hans Möbius, der zu dieser Zeit Leiter der Antikensammlung Kassel war. In Frankreich war er während der NS-Zeit als Kunstschutzoffizier im Referat „Archäologie und Vorgeschichte“ eingesetzt.
Nach dem zweiten Weltkrieg wurden die deutschen Museen von den Alliierten aufgefordert, alle Erwerbungen, die aus den besetzten Ländern stammten, aufzulisten. Diejenigen Objekte, die sich zuordnen ließen, wurden an die betroffenen Länder zurückgegeben.
Dabei war es nicht von Bedeutung, unter welchen Umständen die Erwerbungen stattgefunden hatten, d.h. ob die Kunstgegenstände eventuell aus jüdischem Besitz enteignet worden waren. So gingen aus Kassel vier der sieben in Frankreich erworbenen Gemälde und alles Kunstgewerbe im Dezember 1946 nach Frankreich zurück.
Die Satyrstatuette jedoch konnte nicht zurückgegeben werden, denn sie war nie in Kassel angekommen und für die Antikensammlung inventarisiert worden. In Berlin blieb sie für fast 80 Jahre lang ein Objekt aus „Fremd-besitz“. Durch gemeinsame Archiv-Forschungen in Berlin und Kassel gelang es im Jahr 2019, die oben geschilderten Zusammenhänge aufzudecken.
Die Museumslandschaft Hessen Kassel bemüht sich nun, die Herkunft der Statuette vor dem 9. September 1941 aufzuklären. Sollte sie einem Vorbesitzer widerrechtlich entzogen worden sein, wird sie an dessen Erben zurückgegeben werden.
Gleichzeitig beginnt die archäologische Forschung zu dem interessanten Stück: Der Satyr, ein wilder Begleiter des griechischen Weingottes Dionysos trägt ein Tierfell um den Leib. Seinen linken Arm lehnt er, wie aus anderen Bildern bekannt, möglicherweise an Dionysos selbst, seinen Herren und Anführer der wilden Weintrinker.



Literatur:
  • Puritani, Laura: Staatliche Museen zu Berlin. Preußischer Kulturbesitz. Dokumentation des Fremdbesitzes Band III: Antikensammlung. Antiken aus Carinhall aus dem Eigentum der Bundesrepublik Deutschland. Berlin 2017, S. 37-38, Kat.Nr. A. 18.
  • Lange, Justus: "... denn der Ausverkauf ist bereits weit fortgeschritten..." Die vergessenen Erwerbungen der Staatlichen Kunstsammlung Kassel in Paris 1941/1942 (Kataloge der Museumslandschaft Hessen Kassel, Bd. 69). Kassel 2020, Abbildung S. 39, Kat.Nr. 23.


Letzte Aktualisierung: 19.09.2024



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