Lar
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Inventar Nr.:
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Br 82 |
Bezeichnung:
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Lar |
Künstler / Hersteller:
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unbekannt
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Datierung:
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1. Jh. n. Chr. |
Objektgruppe:
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Statuette |
Geogr. Bezüge:
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Römisches Reich |
Material / Technik:
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Bronze |
Maße:
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11,5 cm (Höhe)
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Katalogtext:
Vollguss. Schwarze Patina; beide Hände fehlen.
Linkes Bein zurückgesetzt, Fersen leicht angehoben; doppelt gegürtete, unten seitwärts steif abstehende Tunika; ein zusammengelegtes Mäntelchen ist auf der linken Schulter befestigt, fällt nach vorne, durch den Gürtel gesteckt, hinab (vgl. Bieber Nr. 208). In der Rechten ein Rhyton, in der Linken Schale zu ergänzen. Im Haar liegt ein Blattkranz, dessen Bandenden sich auf die Schultern legen. Haarlocken fallen in Stirn, Schläfen und seitlich bis auf Schultern herab. Auf den Fellstiefeln Punkte eingetieft; parallellaufende Gewandfalten.
Die Laren wurden als göttliche Beschützer des Hauswesens, auch größerer Gemeinschaften wie eines Stadtteiles (compitum) oder eines Heeresteiles verehrt, an privaten oder öffentlichen Altären. Dargestellt werden sie, wie zahlreiche Wandmalereien aus pompeianischen Lararien zeigen, als jugendliche Gestalten, die meist zu Seiten des Genius des Hausherrn, aber auch zu Seiten einer Gottheit oder des vergöttlichten Kaisers als Opfer eine Weinspende aus einem emporgehobenen Rhyton in ein Eimerchen oder eine Schale fließen lassen. Bekleidet sind sie stets mit einer gegürteten Tunika und Fellstiefeln, um die Taille ist häufig ein Mäntelchen geschlungen, dessen Enden zur Seite flattern. Die Bronzestatuetten standen in den häuslichen Kultnischen; bei der offiziellen Ausübung des Larenkultes wurden sie vielleicht von Beamten getragen (vgl. Helbig4 I Nr. 258). Unter Augustus wurde der Larenkult erneuert; man errichtete kleine Heiligtümer mit Altären in den verschiedenen Stadtbezirken, an denen der Genius des Kaisers zusammen mit den Laren verehrt wurde, gewissermaßen als „oberster Hausherr im Staate" (E. Simon/ zu Helbig4 I Nr. 83). Das Bild des tänzelnden Laren wird von einigen Forschern durch die ausgelassenen Feste zu Ehren der lares compitales erklärt. Die Schlangen auf den gemalten Lararia in Pompei deuten auf den chthonischen Charakter der Laren hin, auch das Rhyton, das als Spendegefäß ein häufiges Attribut der Heroen auf griechischen Heroenreliefs (s. auch K. Tuchelt, Tiergefäße in Protomengestalt [1962] 113 f. Taf. 26, 2-4) ist.
(Höckmann 1973)
Literatur:
- Bieber, Margarete: Die antiken Skulpturen und Bronzen des Königlichen Museum Fridericianum in Cassel. Marburg 1915, Abbildung S. Taf. 43, Kat.Nr. 207.
- Ebert, Sigrid: Die Marburger Frauentracht. Marburg 1939.
- Höckmann, Ursula: Antike Bronzen. Staatliche Kunstsammlungen Kassel. Eine Auswahl. Kassel 1973, S. 35, Abbildung S. Taf. 22, Kat.Nr. 76.
Letzte Aktualisierung: 14.08.2024